Die Effekt-Serie: der Hall

Hall; Schall; audiointerface.de

Hall

Spätestens seit dem exzessiven Gebrauch in den Achtziger-Jahren genießt Hall einen etwas zweifelhaften Ruf. Er gilt als probates aber billiges Mittel der Wahl um wackeligeHall; audiointerface.de Gesangsspuren zu kaschieren und Sounds übertrieben aufzublasen. Dies führte dazu, dass spätestens ab Beginn des neuen Jahrtausends der so genannte trockene Mix (bei dem möglichst wenig bis gar kein Hall verwendet wird) für einige Jahre zum allgemein angestrebten Soundideal wurde. Tatsächlich wurde aber natürlich auch in dieser Zeit Hall verwendet. Allerdings deutlich subtiler und oft ohne Wissen der jeweiligen Künstler. Schließlich hat Hall in Zeiten des Audiointerface deutlich mehr Anwendungen als die oben genannten Extrembeispiele aus den Achtzigern.

Räumliche Wahrnehmung

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Ohne Hall-Effekte klingen Studioaufnahmen meist sehr isoliert.
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Wenn wir in unserem natürlichen Umfeld ein Geräusch wahrnehmen fängt unser Gehirn sofort an verschiedene Daten aus selbigem zu ziehen. Am prominentesten ist dabei die Information in welche Richtung wir blicken müssen um die Schallquelle zu sehen. Weiterhin bekommen wir aber auch einen Eindruck davon, wie nah die Schallquelle ist und in was für einem Umfeld sie sich befindet. Wichtigster Faktor bei der Bestimmung dieser Parameter sind die auftretenden Raumreflexionen. Diese geben uns recht genauen Aufschluss darüber wie weit entfernt die Schallquelle ist und ob sie sich in einem großen oder in einem kleinen Raum befindet. Auch die Beschaffenheit der Wände und anderer Objekte spielt eine Rolle.

Hall; Schall; audiointerface.deIm Computer generierte oder mit einem sehr nah aufgestellten Mikrofon aufgezeichnete Signale verfügen über keinen oder nur einen sehr geringen Anteil dieser Raumreflexionen. Als Resultat klingen sie sehr isoliert und Erzeugen ein leicht klaustrophobisches Gefühl beim Hörer. Auch lassen sich Spuren ohne Hallanteil sehr viel schwerer in einem Mix vereinen, da sie in keinem räumlichen Kontext zueinander stehen. Um diesem Problem entgegenzuwirken nutzt man digitale Hall-Effekte, mit deren Hilfe das Signal in einem künstlichen Raum positioniert wird. Der Hall-Effekt erzeugt dann künstliche Raumreflexionen, die man gewöhnlich auf eine separate Spur routet, um sie dem trockenen Signal je nach Wunsch zuzumischen.

Arbeiten mit Hall

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Die richtige Herangehensweise ist wichtig!
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Heute gibt es massenweise verschiedene Hall-Geräte und Plugins. Sie verfügen meist über eine Unzahl an Einstellungsmöglichkeiten und tendieren dazu einen ungeübten Nutzer zu überfordern. Deshalb sei vorweg gesagt: Im Gegensatz zu Eq und Kompression ist es beim Hall auch unter Profis legitime Praxis vorwiegend mit Presets zu arbeiten. Beim Arbeiten mit Hall empfiehlt sich folgende Herangehensweise:

Zuallererst sollte der Hall-Effekt gewöhnlich nicht einfach in die Spur mit dem zu verhallen Signal eingeschliffen werden. Dies ist zwar oft realisierbar, nimmt uns aber die Möglichkeit mehrere verschiedene Signale mit dem gleichen Hall zu bearbeiten und somit zueinander in Kontext zu stellen. Stattdessen wird ein Hall-Effekt traditionell auf eine Return-Spur gelegt deren Input von den Sends mehrerer signalführender Kanäle gepeist wird. Haben wir beispielsweise ein trocken aufgenommenes oder elektronisches Drumset, so drehen wir die Sends in allen zu verhallenden Einzelspuren auf. Dabei können wir die Signale für den Anfang ruhig etwas lauter in den Hall schicken als gut ist. Auf diese Weise lässt sich der Effekt sehr gut wahrnehmen.

Beim Hall-Effekt selber sollten wir darauf achten, dass das Ausgangssignal vollständig auf Wet gestellt ist, so dass er nur das verhallte Signal ausgibt. Anschließend lassen wir einen Loop laufen und probieren die verschiedenen Presets durch. Hier kommt es erstmal darauf an einen Hall zu finden, der dem Signal einen zur Produktion passenden Charakter gibt. Ist der passende Hall gefunden, lohnt es sich meistens zumindest einen Parameter (nämlich das Predelay) nachzujustieren. Während Hall-Effekte oft über sehr verschiedene Einstellungen verfügen mit denen der künstliche Raum gestaltet werden kann, ist ein Predelay-Regler fast immer zu finden. Beim Predelay handelt es sich um die Zeit die zwischen einem Schallereignis und den ersten Raumreflexionen verstreicht. Mit seiner Hilfe kann starken Einfluss darauf genommen werden, wie nah oder entfernt die Schallquelle wirkt. Je größer das Predelay, desto näher ist die Schallquelle. (Befindet sich eine Schallquelle am anderen Ende eines Raumes, so wird das eigentliche Signal quasi gleichzeitig mit der Reflexion der benachbarten Wand beim Hörer eintreffen. Steht die Schallquelle allerdings direkt beim Hörer entsteht eine merkliche Zeitdifferenz.)

Impulshall

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Impulshall: der ganz besondere Hall
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Eine besondere Position unter den Hall-Effekten hat der so genannte Impulshall. Dieser recht rechenaufwändige Hall-Effekt bietet die Möglichkeit andere Hall-Effekte mit Hilfe so genannter Impulsantworten perfekt nachzubilden. Dies funktioniert mit jeglicher Form von Hall, so dass Impulshall-Plugins meist mit einer Fülle an Presets von echten Räumen, Hall-Platten und digitalen Hall-Klassikern daher kommen. Nachteil dabei ist, dass die verwendeten Einstellungen beim Erstellen der Impulsantworten im Nachhinein nicht mehr wirklich veränderbar sind. Dies ist aber bei der Fülle der Impulsantworten die im Netz kostenlos zu finden sind auch nicht notwendig. Zumal die wichtigste Einstellung, nämlich die des Predelays, hier eine Ausnahme darstellt.

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